Pressestimmen

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Fulminant: Verspieltes mündet in rauschhaftem Taumel

Das Konzert der Ravensburger Kammersolisten im Festsaal Weißenau bietet Populäres unter anderen Vorzeichen. Von Babette Caesar

WEISSENAU – Eine einmal andere, aber nicht weniger populäre Musikauswahl haben die Ravensburger Kammersolisten für ihren Auftritt am Sonntagabend im Festsaal des Klosters Weißenau getroffen. „Viermal B — viermal große Musik für Streicher“ lautete das Motto, hinter dem sich Werke von Johann Sebastian Bach, Benjamin Britten, Samuel Barber und Ludwig van Beethoven verbargen.

„Beim genauen Hinhören wird sich erweisen, dass mehr Verbindung als der gemeinsame Anfangsuchstabe besteht“, war im einführenden Begleittext zu lesen. Damit sollten die dreizehn Solisten unter der Leitung von Professor Marius Sima, der an der Philharmonie Jena Konzertmeister ist, Recht behalten. Denn trotz der beachtlichen Zeitsprünge, die zwischen Bachs bekannten Violinkonzert E-Dur (BWV 1042), Beethovens Großer Fuge B-Dur op. 133, Brittens Simple Symphony von 1934 und Barbers drei Jahre danach komponiertem Adagio für sein einziges Streichquartett op. 11 liegen, gibt es eine Reihe von Anknüpfungspunkten und zu Neuem geformte Rückgriffe.

Quasi den Grundstein legten die im vierten Jahr regelmäßig in Ravensburg auftretenden Kammersolisten mit Bachs dreisätzigem Violinkonzert. Dem Allegro, in dem jeder mit jedem kommunizierte und so Bachs großartige Bewegungslust zum Tragen kam, gefolgt vom noch stark an Vivaldis sommerliche Jahreszeiten erinnernden Adagio mit seiner hitzig-brütenden Atmosphäre und dem höfischen Charme im Allegro assai setzte Brittens simple Symphony einen kräftigen Kontrapunkt entgegen.

Ihm lieb gewordene Kindheitsmelodien hat er in dem Jugendwerk verarbeitet, das in „Boisterous Bourée“ und „Sentimental Saraband“ auf beschwingt Tänzerisches und weite melodiöse Klangbögen Bachscher Suiten zurückgriff. Dazwischen „Playful Pizzicato“ als verspieltes Wunderwerk gezupfter Saiten und bekrönt im Finale von kraftvollen Streicherkaskaden, die den Charakter eines Glockenschlags annahmen.

„Kunst ist schön, kostet aber Geld“, begrüßten die erste Vorsitzende des Vereins der Ravensburger Kammersolisten, Eva Dubischar und Schriftführer Helmut Berninger, die Gäste im Festsaal. Mit dem Hinweis auf eine Mitgliedschaft, um Auftritte wie diesen in Ravensburg weiter zu ermöglichen.

Die Kammersolisten hoben nach der Pause zu Barbers in sanften Wellenbewegungen fließendem Adagio an, dessen Zwölftönigkeit sie zu einem scheinbar endlos aufsteigendem, Raum und Zeit durchdringenden Gleichklang rührten.

Abrupt in die Radikalität Beethovenscher Kompositionsverfahren beförderte einen dessen „Große Fuge“, die von Zeitgenossen als „babylonische Verwirrung“ kritisiert wurde. Aus einem Guss ist sie geformt, in der chorisch Tönendes zu Kontrapunktischem, zart Geglättetes zu dramatisch sich Aufbäumendem hin wechselt. Man meint, Beethoven habe alles Harmonische in seine Bestandteile zerlegt und anschließend neu und überaus phantasievoll zusammengefügt.

Gipfeln ließ das Ensemble das Allegro in einem rauschhaften Taumel, in dem freie poetische und gebundene fugierte Elemente in einem fulminanten Ganzen aufgingen. Schwäbische Zeitung,  22. März 2011

 

Diese Sommerserenade verdiente den stürmischen Applaus
WEISSENAU – Ein Kammerkonzert auf höchstem Niveau haben die Ravensburger Kammer-solisten im Barocksaal des Klosters Weißenau geboten. Die 16 Musikerinnen und Musiker vereinen in seltener Weise individuelle und kollektive Spielform.
Von unserem Mitarbeiter Wolfram Frommlet
Seine Salonstücke sind vor allem bei kleinen Amateur-Ensembles sehr beliebt, weil ihr melo-discher Reichtum vergnüglich zu hören und für Amateure gut zu spielen ist. Der Engländer Edvard Elgar(1857-1934) war Autodidakt und komponiert Erstaunliches, bis hin zu Sympho-nien. Er kannte seine Vorbilder aus Klassik und Romantik, und doch sind sie nie als Anleihen zu hören. Wenn ein Ensemble aus Profimusikern seine Streicherserenade E-Moll so spielt wie die Kammersolisten, wird aus Elgar ein „Sir Elgar“. Seine kleinen Formen, die feine schwelgerische Dynamik, das überschwängliche Spiel mit kurzer Melodik — alles differenziert gespielt. Gar nichts britisch Pompöses in den romanti-schen Gefühlen, leichtes, freundliches Moll. Innovativ, um einen heutigen Begriff zu benutzen, wie kein anderes Werk in seiner Zeit war Felix Mendelssohn-Bartholdys Oktett in Es-Dur. Weil jedes der acht Streichinstrumente gleichberechtigt komponiert ist. Celli, Violen, erste ur zweite Geigen sind in der sprudelnden Fülle von Melodien transparent, jede Gruppe mit einer eigenen musikalischen Gestik kompo-niert, und schöpft er die Achtstimmigkeit so lustvoll aus, dass bereits in diesem frühen Werk die Fülle der späteren Symphonien zu hören ist. Unter der präzisen Leitung der ersten Violinistin Hanlin Liang war ein „Allegro con fuoco“ und ein „Leggierissimo“ zu hören, so nuancenreich, so feinfühlig, wie sie selten zu hören sind.Und dann Antonin Dvoraks Serenade für Streichorchester Es-Dur, in der in 30 Minuten kom-primiert wird, was er in seinem symphonischen Schaffen ausbreitet. Die mitreißende Fröh-lichkeit der slawischen Volksweisen, nicht polternd, sondern von feiner Kantabilität. Sein furioser Optimismus, die Lebenslust, die sich in der „Neuen Welt“ dann Bahn brechen wird; winzige Verdichtungen dazwischen Sehnsüchtiges, Suchen, Drängen. Und alles zusammengefügt durch diese Symmetrie, mit der die Streichergruppen mit wech-selnden Tempi miteinander verbunden werden. Und genau diese kompositorische Vielfalt Dvoraks hat dieses schlanke Ensemble mit einer Kraft und einer mitreißenden Dynamik ge-spielt, ohne Dirigenten, mit Wimpernschlägen von Hanlin Liang, dass man das Gefühl haben konnte, einem vollen Orchester zuzuhören. Und gleichzeitig eben doch das Larghetto eines Elgar ganz anders klang als das von Dvorak. ein Allegro in Es-Dur von Mendelssohn anders als eines in E-Dur bei Dvorak. Ein klanglicher Reichtum, gegen die Sommerhitze mit großer Leichtigkeit gespielt. Nicht enden wollender Beifall belohnte die Darbietung.
Schwäbische Zeitung vom 20.7.2010
Spielfreude und Technik bildeten betörende Symbiose
WEISSENAU- Wieder war ein Konzert dieses noch recht jungen Ensembles ein musikalisches Erlebnis auf höchstem Niveau. Wieder war der Festsaal des Klosters Weißenau voll und der Applaus so stürmisch wie berechtigt.
Die Flexibilität, mit der die Ravensburger Kammersolisten auftreten, ist immer eine Überraschung — in kleiner orchestraler Besetzung oder in kammermusikalischen Formen wie in diesem sommerlichen Serenaden-Konzert. Diese Besetzungen ermöglichen ein ungewöhnlich breites Repertoire, sie verlangen von den Musikern aber auch, sich sehr unterschiedlichen Arten des Spiels zu stellen — unter einem Dirigenten, unter der Ersten Violine, im Quartett, in der dichten Verzahnung eines Streicher-Sextetts. In jeder Variante sind sie überzeugend. Als Ensemble und in den musikalischen Interpretationen. An gegensätzlicheren Komponisten hätten sie dies kaum beweisen können — Gioacchino Rossini und Peter Tschaikowsky.
Italienisch pur, in freundlichem G-Dur, mit einer seiner genial „einfachen“ Leitmelodie im ersten Satz — Rossinis Quartett No.1. Transparent die kompositorischen Strukturen, klassisch die Wechsel zwischen Moderato, Andante, Rondo und Allegro. Und doch ist dieses Streichquartett, wenn es interpretiert wird wie an diesem Nachmittag, weit mehr als ein nett dekoriertes italienisches „Dolce“.
Die Klarheit, die kleine Form, die sinnenfrohe Leichtigkeit ist ihre Größe, weil sie, genauso interpretiert wie von Rossini komponiert, ohne Tand und Schnörkel, betörende musikalische Reinheit ist. Welch ein Gegensatz Tschaikowskys selten gespieltes Sextett „Souvenir de Florence“. In Florenz hatte er an seiner „psychologischen“ Oper „Pique Dame“ gearbeitet, nach seiner Rückkehr in Russland diese für ihn sehr prägende Zeit verarbeitet.Doch im Gepäck keine italienischen Klischees, sondern Stimmungen, in wildem Wechsel, aufbrausend, zusammenstürzend, dramatisch, wie in den großen Figuren Donizettis und Verdis. Nichts Fertiges, Endgültiges ist in diesem Sextett — er legt musikalische Schichten übereinander, nimmt sie wieder auseinander, ein ständiger Prozess. Tempi und Taktformen in konkurrierendem Wettbewerb zwischen Violinen, Bratschen, Violoncelli. Leidenschaft, ver dichtet, und lichte solistische Momente, Pizzicati und ekstatischer Bogenstrich im Dialog. Eine Symbiose aus Seelentiefe, berstender Dynamik, Abstraktion von Stimmungen — so interpretierten die Kammersolisten dieses Sextett.
Und vermieden, was es genau nicht ist — psychologischer Schwulst. Technisch brillante Solisten ebenso wie homogenes Kollektiv: Kluge Interpretationen, aber nicht akademisiert „puristisch“. Sie verdienen es, namentlich genannt zu werden — Han-Lin Liang, Jenwei Chen, Julia von Hasselbach, Hans Georg Hinderberger, Claudia Schwarze, Shiyu Yu, Frank Westphal.
So fulminant war ihre Spielfreude, dass ein beglücktes Cellisten-,,Oh“ nach dem letzten Ton im dritten Satz von Tschaikowskys viersätzigem Sextett zu frühen, spontanen Applaus auslöste.
Schwäbische Zeitung vom 21. 7. 2009
„zupackendes, temperamentvolles Spiel mit sattem Sound und hoher Differenzierungskunst“
Schwäbische Zeitung vom 22. 9. 2008
„Ein ungewöhnliches Programm – ein Streicherquintett zwischen zwei Orchesterkompositionen. Das neu gegründete Streicher-Ensemble ‚Ravensburger Kammersolisten‘ beeindruckte mit dem differenzierten Dirigat von Ekkehard Hauenstein ebenso wie dem nuancenreichen Klangkörper der dreizehn Musiker […]
Doch die Homogenität dieses Klangkörpers, die fein abgestimmten Streicheransätze, die sensible Umsetzung auch kleinster Deutungen des Dirigenten – dies alles klang zutiefst überzeugend […]
In allen drei Kompositionen die reifen, die selbstbewussten Celli, der betonte Kontrabass, kontrapunktische Reibeflächen für die anderen Streicher. Ein tiefes, ein nuancenreiches Erlebnis russischer Klassik, das zu Recht enthusiastischen Applaus erhielt.“
Schwäbische Zeitung vom 10. 2. 2009
„Klangpracht und Intensität eines großen Orchesters […] lange Melodiebögen spannungsreich gestaltet […] Die Kammersolisten genehmigen sich Freiheiten, Rubati am rechten Ort, Glissandi und züngelnde Verve.“
Hohenloher Zeitung vom 26. 7. 2008
„sehr sympathisches junges Ensemble […] beeindruckten durch temperamentvoll perfektes, interpretatorisch penibel ausgefeiltes Spiel, das Präzision und Einfühlsamkeit gleichermaßen zusammenfügte[…] leichtfüßige Vitalität […] Ausgesprochen lyrisch, romantisch sehnsuchtsvoll und träumerisch versunken kam der fein ausgespielte Andante-Satz dem Hörer entgegen“
Rheinpfalz vom 24. 7. 2008
„Nach Kraftvoller Einleitung wurde die Serenade elegant vorgetragen – der zweite Satz, ein beliebter Salonwalzer, schwebte dahin und leitete zum fast schwermütigen dritten Satz „Elegie“ über. Die Zwiesprache zwischen Cello und Violine wurde für den Zuhörer innig erfassbar. Den Schlusspunkt bildete das erneut temperamentvoll vorgetragene „Tema Russo“ und beschloss damit das außerordentlich gelungene Konzert. […] kräftiger Applaus für die großartige Leistung“
Thüringische Landeszeitung vom 1. 8. 2008